Arbeitsplatz Solarindustrie: Jobs und Karrierechancen

Unsere moderne Gesellschaft legt immer mehr Wert auf die Steigerung der Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer und alternativer Energiequellen. Experten schätzen, dass erneuerbare Energiequellen bis 2040 mehr als 40 % der weltweiten Nachfrage decken werden. Deutschland strebt bis 2030 an, 80 % seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Das Ziel des European Green Deal ist es, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Diese Entwicklungen und Veränderungen erfordern die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energien.

Laut dem Internationalen Institut für erneuerbare Energien (IRENA) betrug in den Jahren 2020-2021 der Zuwachs an Beschäftigten in der Erneuerbaren-Branche weltweit 700.000 Personen, und die Branche umfasst nun insgesamt mehr als 12,7 Millionen Beschäftigte. Der Bericht „Erneuerbare Energien und Arbeitsplätze: Jahresbericht 2022" der IRENA zeigt, dass immer mehr Länder entsprechende Arbeitsplätze schaffen und dass dieser Job-Boom die Zahl der Beschäftigten im Bereich erneuerbarer Energien weltweit bis 2030 auf über 38 Millionen erhöhen könnte.

Die Photovoltaik (PV) bietet derzeit mit 4,3 Millionen die meisten Arbeitsplätze, gefolgt von Wasserkraft und Biokraftstoffen mit jeweils 2,4 Millionen und der Windenergie mit 1,3 Millionen. Andere Bereiche wie Geothermie, Wärmepumpen und Meeresenergie machen den Rest aus.

Während Digitalisierung und Fortschritt in vielen technologischen Branchen zu Arbeitsplatzverlusten führen, schafft die Solarindustrie neue Arbeitsplätze und hat somit eine positive Auswirkung auf den Arbeitsmarkt. Laut einer Studie der University of California, Berkeley entstehen pro 1 Arbeitsplatz in der Solarindustrie 1,8 neue Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftsbereichen.

Mit der steigenden Nachfrage nach Solarsystemen wird das Problem des Fachkräftemangels verschärft. Laut SolarPower Europe ist die Beschäftigung in der Solarindustrie in der Europäischen Union im Jahr 2022 um etwa 30 % gestiegen und erreichte rund 600.000 Arbeitsplätze, doch steigt der Bedarf weiterhin.

In Deutschland fehlen derzeit rund 250.000 qualifizierte Handwerker und Fachkräfte, und dieser Trend verstärkt sich weiter. Laut dem Verband der Elektroinstallateure EuropeOn haben etwa 60 % der deutschen Unternehmen in diesem Sektor kontinuierlichen Personalbedarf. Bis 2030 wird die Europäische Union mehr als 1 Million Arbeitskräfte in der Solarenergiebranche benötigen.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ist besorgt, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften eines der Hauptprobleme bei der Erreichung der Klimaziele ist. Da der deutsche Arbeitsmarkt derzeit nicht in der Lage ist, ausreichend Fachkräfte bereitzustellen, hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) im Februar 2023 eine Vereinbarung mit dem Skill Council of Green Jobs (SCGJ) zur Unterstützung des Zustroms von Fachkräften aus Indien unterzeichnet.

Die ständig wachsende Nachfrage nach Solaranlagen und qualifizierten Fachkräften in der Solarbranche macht sie zu einer attraktiven Gelegenheit für die berufliche Entwicklung. 

Eine gute Möglichkeit, in die Solarindustrie einzusteigen, besteht darin, eine klassische Hochschulausbildung im Studiengang Elektrotechnik oder Maschinenbau mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien zu absolvieren. Typische Berufe in der Solarbranche umfassen Elektrotechniker, Maschinenbauer und Forscher mit einer fachlichen Ausbildung in Physik oder Chemie.

Allerdings erfordern nicht alle Berufe in der Solarbranche eine Hochschulausbildung. Handwerker (z. B. Klima- und Heizungstechniker, Dachdecker oder Elektroinstallateure) sind stark nachgefragt und spielen eine wichtige Rolle, da etwa 80 % der Arbeitsplätze in der Solarindustrie bis 2030 mit der Installation von Systemen verbunden sein werden. Wer über handwerkliche Fähigkeiten verfügt und logisches Denken zu seinen Stärken zählt, kann schnell in diese Branche einsteigen. Laut Arbeitsvermittlungsagenturen liegt das Durchschnittsgehalt für Handwerksberufe zwischen 2.500 und 3.500 Euro.

Für Beschäftigte gibt es auch verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung, um das Wissen über erneuerbare Energien und die Solarindustrie zu vertiefen. Absolventen können nach erfolgreichem Abschluss als Gutachter für Photovoltaikanlagen, Fachberater und Solarteure tätig werden. Ddetaillierte Informationen zu den Anforderungen und den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen finden sich auf Webseiten mit aktuellen Stellenangeboten für Solarteure und andere Berufe der Solarbranche. 

Handwerksberufe sind oft männlich dominiert. Auch in Berufen, die mit erneuerbaren Energien verbunden sind, waren Frauen bisher selten vertreten. Im Jahr 2021 betrug ihr Anteil weniger als 10 Prozent. Aktuell liegt jedoch ein besonderes Augenmerk auf der Einbindung von Frauen in die Branche. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, das im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz kleine und mittelständische Unternehmen bei der Fachkräftesuche unterstützt, sieht großes Potenzial in der Qualifizierung von Mitarbeiterinnen durch Umschulungen oder weiterführende Ausbildungen.

Deutschland ist der größte Markt für Solarstrom in Europa in Bezug auf die installierte Leistung. Deshalb bieten sich hierzulande zahlreiche und vielversprechende Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich Energie- und Klimasicherheit.

Immer mehr Unternehmen fördern die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, aber auch von Partnern aus dem Handwerk. So bietet der PV-Hersteller Solarwatt im Rahmen seiner Academy für neue Mitarbeiter bei den Partnern Einstiegskurse in das Thema PV oder Qualifizierungen für die Installation von Wärmepumpen an. Darüber hinaus bieten Unternehmen häufig überdurchschnittliche Gehälter und attraktive Zusatzleistungen an.

Einige Unternehmen gründen eigene Ausbildungszentren, wie zum Beispiel Svea Solar, das im Jahr 2022 drei neue Ausbildungszentren in Deutschland, Schweden und Spanien eröffnet hat, in denen fast 600 Personen ausgebildet werden. 

SolarPower Europe hat ein erstes Online-Tool zur Rekrutierung von Personal in der Solarindustrie eingeführt, um eine Verbindung zwischen dem Sektor und potenziellen Mitarbeitern herzustellen. 

Die Europäische Kommission hat sich verpflichtet, die Personalentwicklung im Rahmen des neuen Green Deal-Industrieprogramms zu unterstützen, jedoch fordern Branchenvertreter eine aktivere Unterstützung und Schulung des Personals seitens der Europäischen Union.

Die Solarindustrie als Arbeitsplatz hat viele Vorteile. Einige Menschen wählen sie, weil hier eine große Auswahl an verschiedenen Berufen, wettbewerbsfähige Gehälter, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Unterstützung innerhalb der Branche geboten werden. Große Möglichkeiten bietet die Branche auch denen, die einfach den Beruf wechseln wollen, insbesondere für Quereinsteiger. Neben den rein beruflichen Gründen sind die Solarbranche und die anderen erneuerbaren Energien attraktiv für alle, denen der Schutz unserer Umwelt am Herzen liegt und die in ihrem Job ein wenig dazu beitragen wollen, unsere Welt zu verbessern.