Dynamische Stromtarife - Schwankungen am Strommarkt nutzen

Dynamische Stromtarife bieten die Möglichkeit, Stromkosten zu senken. Im Gegensatz zu klassischen Tarifen mit Festpreisen richten sich dynamische Tarife nach dem aktuellen Börsenstrompreis, der schwanken kann, je nach Angebot und Nachfrage. Für Haushalte bedeutet dies die Chance, insbesondere in Zeiten niedriger Preise – wie etwa bei viel Wind- oder Sonnenenergie – günstig Strom zu beziehen.
Inhaltsverzeichnis
    dynamische Stromtarife

    Warum gibt es dynamische Stromtarife?

    Strompreise variieren ständig, abhängig von Angebot und Nachfrage am Strommarkt. Anbieter (Stromproduzenten) und Abnehmer (Versorger) handeln dabei kontinuierlich Strom an der Strombörse. Am sogenannten Spotmarkt wird Strom besonders kurzfristig gehandelt. Man unterscheidet hier zwischen Intraday und Day-Ahead – d.h. zwischen einer Lieferung am selben oder am Folgetag.

    Bei dynamischen Tarifen passen sich die Preise stündlich an die Schwankungen am Strommarkt an. Besonders niedrige Preise entstehen, wenn ein Überangebot an Strom vorhanden ist – etwa an sonnigen Mittagen oder bei starkem Wind. Hohe Preise treten hingegen auf, wenn die Nachfrage groß und das Angebot gering ist, etwa in den Abendstunden. Indem Verbraucher ihren Stromverbrauch auf die günstigen Zeiten verlagern, können sie ihre Kosten deutlich reduzieren.

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    Arten von dynamischen Stromtarifen

    Es gibt verschiedene Arten dynamischer Stromtarife, die Verbrauchern flexible Preisgestaltung bieten. Am häufigsten angeboten werden:

    1. Echtzeit-Tarife (Real-Time Pricing)
      Der Strompreis ändert sich hier je nach Angebot und Nachfrage im Netz in Echtzeit. Diese Preise orientieren sich direkt an den Börsenpreisen und können sich innerhalb einer Stunde mehrmals ändern. Verbraucher können besonders profitieren, wenn sie ihren Verbrauch in günstige Zeiten verlagern.
    2. Day-Ahead-Tarife
      Bei diesen Tarifen werden die Preise für den nächsten Tag festgelegt, basierend auf den Marktprognosen. Verbraucher wissen also bereits am Vortag, zu welchen Zeiten Strom günstig oder teuer sein wird. Diese Tarife ermöglichen eine bessere Planbarkeit und bieten dennoch Flexibilität.
    3. Zeitvariabler Tarif (time of use)
      Bei zeitvariablen Tarifen wird der Strompreis für bestimmte Tageszeiten festgelegt. Zum Beispiel sind die Preise nachts oder am Wochenende niedriger, da zu diesen Zeiten die Nachfrage geringer ist. Diese Tarife eignen sich für Verbraucher, die ihren Verbrauch leicht anpassen können, wie etwa Haushalte mit Wärmepumpen oder E-Autos. Tatsächlich dynamisch sind diese Tarife nicht, da die Strompreise vorab feststehen und sich langfristig nur wenig ändern.
    4. Variable Tarife ohne direkte Börsenanbindung
      Hierbei passen sich die Preise nicht direkt an den Börsenpreis an, sondern folgen typischen Verbrauchsmustern. So gibt es beispielsweise separate Tag- und Nachttarife, die das Verbrauchsverhalten der Kunden berücksichtigen.

    Wer kann von dynamischen Stromtarifen profitieren?

    Dynamische Tarife lohnen sich besonders für Verbraucher, die flexibel sind und ihren Stromverbrauch steuern können. Typische Beispiele sind:

    • Haushalte mit Elektroautos: Diese können ihr Fahrzeug zu den Zeiten laden, in denen der Strom besonders günstig ist.
    • Nutzer von Wärmepumpen: Sie können ihre Heizung oder Kühlung gezielt dann betreiben, wenn die Preise niedrig sind.
    • Eigenheimbesitzer mit Stromspeichern: Mit einem Stromspeicher kann in Zeiten günstiger Strompreise (bei Stromüberschuss) der Speicher aufgeladen und die gespeicherte Energie später genutzt werden, wenn die Preise höher sind.

    Auch bei dynamischen Tarifen gibt es in der Regel einen festen Grundpreis, der unabhängig vom Verbrauch ist. Der Arbeitspreis, also die Kosten pro verbrauchter Kilowattstunde, ist hingegen variabel. Ein günstiger Grundpreis kann den dynamischen Tarif attraktiver machen, aber der variable Arbeitspreis sollte ebenfalls gut kalkuliert werden.

    Beim Vergleich dynamischer Stromtarife kommt es darauf an, das eigene Verbrauchsverhalten zu kennen, um die besten Einsparpotenziale zu erzielen sowie mögliche Risiken im Blick zu behalten. Auch die technischen Anforderungen sollten in den Vergleich einbezogen werden. Zusätzliche Investitionen reduzieren den Nutzen des dynamischen Stromtarifs.

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    Dynamische Strompreise und PV

    Betreiber von Photovoltaikanlagen können erheblich von dynamischen Strompreisen profitieren, insbesondere durch eine Kombination von Eigenverbrauch und netzseitigem Strombezug. Möglich wird das durch:

    • Maximierung des Eigenverbrauchs
      PV-Anlagen erzeugen vor allem tagsüber Strom, wenn die Sonne scheint. Dynamische Stromtarife ermöglichen es den Betreibern, den überschüssigen Solarstrom in Zeiten hoher Netzpreise selbst zu verbrauchen, anstatt ihn zu niedrigen Einspeisevergütungen ins Netz zu speisen. Wenn der Netzstrom teuer ist, kann der selbst produzierte Strom genutzt werden, wodurch die Stromrechnung deutlich sinkt.
    • Speicherung von Solarstrom
      Betreiber mit einem Stromspeicher können noch stärker profitieren. Bei niedrigen Börsenstrompreisen, etwa in der Nacht oder bei starker Windkraftproduktion, können sie Strom aus dem Netz beziehen und den Speicher füllen. Dieser gespeicherte Strom kann dann während teurerer Zeitfenster genutzt werden, um weitere Einsparungen zu erzielen.
    • Verkauf von Strom zu Spitzenzeiten
      PV-Betreiber können den überschüssigen Strom auch verkaufen, wenn die Netzpreise hoch sind. Dynamische Tarife ermöglichen es, den Verkauf gezielt in Zeitfenstern zu maximieren, in denen die Nachfrage und damit die Preise höher sind. Das erhöht den finanziellen Ertrag der Anlage im Vergleich zu festen Einspeisevergütungen.
    • Flexible Anpassung des Stromverbrauchs
      Betreiber können Haushaltsgeräte, Wärmepumpen oder Elektroautos mit ihrem PV-Strom betreiben und gleichzeitig von dynamischen Tarifen profitieren. Intelligente Energiemanagementsysteme können den Betrieb dieser Geräte so steuern, dass sie in den Stunden mit den günstigsten Preisen laufen, während der selbst erzeugte Strom dann verbraucht wird, wenn Netzstrom teuer ist.
    • Smart Grid und Netzentlastung
      Durch die Nutzung dynamischer Tarife und intelligenter Energiemanagementsysteme tragen PV-Betreiber zur Entlastung des Netzes bei, indem sie ihren Verbrauch an das Angebot anpassen. Dies stabilisiert das Stromnetz und führt langfristig zu geringeren Netzausbaukosten​.

    Insgesamt optimieren dynamische Stromtarife die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen, indem sie die Eigenverbrauchsrate erhöhen und die Flexibilität bei der Nutzung von Netzstrom verbessern.

    Dynamische Strompreise: Anbieter sind in der Pflicht!

    Ab dem 1. Januar 2025 sind Energieversorger in der Europäischen Union verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Diese Anforderung geht auf die EU-Richtlinie zum Elektrizitätsbinnenmarkt zurück, die eine stärkere Integration erneuerbarer Energien und die Flexibilität der Verbraucher fördern soll. Ziel ist es, den Verbrauchern mehr Kontrolle über ihren Energieverbrauch zu geben, indem sie in Zeiten niedriger Preise mehr Strom nutzen und so von Preisschwankungen an der Strombörse profitieren können​

     Einige Energieversorger bieten solche Tarife bereits jetzt freiwillig an, doch mit dem Stichtag wird dies zur allgemeinen Pflicht. Verbraucher können dann entscheiden, ob sie auf dynamische Preise umsteigen oder weiterhin einen festen Tarif nutzen möchten.

    Technische Voraussetzungen für die Nutzung dynamischer Stromtarife

    Um als Verbraucher die Vorteile dynamischer Tarife voll auszuschöpfen, ist eine passende technische Ausstattung notwendig. Für eine minutengenaue Abrechnung sind Smart Meter, also intelligente Stromzähler, erforderlich die den aktuellen Stromverbrauch in Echtzeit messen und diesen mit dem aktuellen Verbrauch verbinden.

    Bei Day-ahead- sowie variablen oder zeitvariablen (time of use) Tarifen sind Smart Meter nicht zwingend erforderlich. Hier kann die Aufgabe der Abrechnung auch von einem Energiemanagementsystem übernommen werden.

    Um Verbraucher wie Waschmaschine oder Wärmepumpe entsprechend des aktuellen Strompreises zu- und abschalten zu können, müssen diese über Schnittstellen steuerbar, d.h. ebenfalls „smart“ sein. Geräte ohne smarte Funktionen lassen sich aber auch durch smarte Steckdosen ansteuern. Allerdings funktioniert dies in der Regel nur bei An- und Aus-Schaltvorgängen. Muss z.B. bei einer Waschmaschine noch das Programm eingestellt werden, nützt eine smarte Steckdose allein nichts.

    Ihre volle Wirkung entfalten dynamische Stromtarife erst in einem intelligenten Stromnetz. Das heißt, Angebot und Nachfrage sind zu jedem Zeitpunkt (in Echtzeit) mess- und steuerbar ist. Das Lastmanagement ermöglicht dann, den Stromverbrauch flexibel zu steuern. Dazu gehört nicht nur das Anbieten günstiger Strompreise, sondern auch der der aktive Zugriff auf die Verbraucher. So können z.B. Speicher (oder E-Auto-Batterien) durch den Anbieter bei Stromüberschuss beladen und gespeicherte Energie bei Bedarf abgerufen werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Netzdienstleistungen die zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. Diese „Netzdienlichkeit“ wird vom Versorger entsprechend entlohnt.

    Smart Meter für dynamische Stromtarife

    Vor- und Nachteile dynamischer Stromtarife

    Der entscheidende Vorteil solcher Tarife ist ihre Transparenz: Verbraucher können gezielt zu Zeiten mit niedrigen Preisen ihren Verbrauch anpassen, indem sie zum Beispiel ihre Waschmaschine oder Wärmepumpe aktivieren. Mithilfe von Apps oder intelligenten Energiesystemen können die Zeiten günstiger Strompreise automatisch erkannt und genutzt werden, um Kosten zu sparen. Besonders profitabel kann dies für Haushalte mit Eigenstromerzeugung, etwa durch eine Photovoltaikanlage, sein.

    Allerdings birgt das System dynamischer Tarife auch Risiken. Wenn der Strompreis stark steigt, können kurzfristige Kostenbelastungen entstehen. Daher lohnt sich ein dynamischer Tarif besonders für Haushalte, die zeitnah auf Preisschwankungen reagieren können und bereit sind, ihre Nutzung entsprechend anzupassen.

    Fazit

    Dynamische Stromtarife helfen, Stromkosten zu senken, im privaten Haushalt ebenso wie im Unternehmen. Sie bieten sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile, setzen aber ein gewisses Maß an technischer Ausstattung wie ein Smart Meter und ein intelligentes Energiemanagement voraus.

    Dynamische Stromtarife tragen außerdem dazu bei, das Stromnetz zu stabilisieren, indem sie die Verbraucher dazu motivieren, ihren Stromverbrauch an das aktuelle Angebot anzupassen. Dadurch wird der Strom insgesamt effizienter genutzt, der Bedarf an Speicherlösungen verringert sich. Das ist nicht nur für den Einzelnen von Vorteil, sondern auch für die Umsetzung der Energiewende als Ganzes.

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