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PV-Anlage erweitern – Mehr Module, mehr Solarstrom
Lange Zeit war es nicht wirtschaftlich, das Dach vollständig mit Solar-Modulen zu belegen. Stattdessen wurde die PV-Anlage auf die optimale Größe für den Eigenverbrauch ausgelegt. Dass heißt, unabhängig von der Größe des Daches, wurden genau so viele Module installiert, dass – mit oder ohne Speicher – so viel wie möglich vom selbst erzeugten Solarstrom auch im Haushalt verbraucht wurde. Steigende Strompreise aber auch ein höherer Verbrauch durch die Sektorenkopplung sorgen jedoch dafür, dass dieser Ansatz nicht mehr der richtige ist. Solange genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, empfiehlt es sich, so viel wie möglich Module auf dem Dach, dem Carport oder an der Fassade zu installieren. Davor profitiert langfristig der Geldbeutel aber auch die Umwelt.
Höherer Bedarf – größere PV-Anlage
Der Grund dafür, eine bestehende Photovoltaikanlage zu erweitern, ist meist ein höherer Strombedarf: Die Familie oder das Unternehmen ist gewachsen oder neue, große Verbraucher wie eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto wurden angeschafft. Aber auch das Bedürfnis nach mehr Autarkie oder die Möglichkeit einer zusätzlichen Einnahme durch Einspeisung von Solarstrom können für eine Erweiterung der Anlage sprechen.
Speicher oder Anlagenerweiterung?
Wenn es darum geht, den vorhandenen PV-Strom besser zu nutzen, lässt sich dies auch durch kluges Energiemanagement sowie durch – insofern noch nicht vorhanden – durch das Nachrüsten eines Speichers erreichen. Während die Integration eines Energiemanagementsystems in der Regel nur wenige 100 Euro und eine gewissen Beschäftigung mit der Materie erfordert, schlagen passend dimensionierte Stromspeicher mit einigen Tausend Euro zu Buche. Ob es also ökonomisch sinnvoller ist, einen Speicher nachzurüsten oder die PV-Anlage zu erweitern, muss im Einzelnen errechnet werden. Lässt sich der überschüssige Solarstrom zum Beispiel in die Wärmepumpe oder einen Warmwasserspeicher lenken und dadurch der Eigenverbrauch deutlich erhöhen, spricht Vieles für die Vergrößerung der Anlage. Die Integration eines Energiemanagements ist dann allerdings unabdingbar, um dem zur Verfügung stehenden Solarstrom auch möglichst effizient zu nutzen.
Teilanlagen mit unterschiedlicher Einspeisevergütung
Seit der EEG-Novelle von 2023 gibt es noch einen weiteren guten Grund für die Erweiterung einer bestehenden Anlage. Das Gesetz erlaubt nun nämlich zwei Anlagen auf einem Dach, von denen die eine vorrangig der Selbstversorgung dient, die andere eine reine Einspeiseanlage ist. Für „Volleinspeiser“ gibt es sogar eine deutlich höhere Einspeisevergütung von 11 bzw. 13 Cent. Gerade Landwirte, die große Scheunen haben oder Unternehmen mit Lagerhallen ergibt sich damit die Möglichkeit, die vorhandene Dachfläche auszunutzen und neben einer PV-Anlage für den Eigenverbrauch eine weitere, teilweise deutlich größere Anlage zu installieren. Mit der lassen sich dann zusätzliche Einnahmen aus dem Solarstrom-Verkauf generieren. Aber auch für private Nutzerinnen und Nutzer kann sich solch ein Vorgehen lohnen.
Was gibt es bei der Erweiterung der PV-Anlage zu beachten?
Die Antwort auf die Frage lautet: nicht viel. Oder genauer: nicht viel mehr als bei der ersten PV-Anlage. Tatsächlich ist die Erweiterung einer bestehenden nicht anderes als die Errichtung einer zweiten PV-Anlage für die die gleichen Voraussetzungen gelten, wie für die erste.
Besonders wichtig sind dabei:
- Ausrichtung der Anlage
Werden die zusätzlichen Module auf der bereits genutzten Dachfläche installiert, ist die Ausrichtung bereits festgelegt und es ist bekannt, welche Erträge zu erwarten sind.
Es kann aber auch sinnvoll sein, eine vorhandenen Südanlage um eine Ost-West-Anlage zu ergänzen, die am Morgen und am Abend Spitzenerträge liefert. - Statik-Prüfung
Zusätzliche Module bringen zusätzliche Lasten auf das Dach. Deshalb muss auch bei einer Erweiterung der PV-Anlage geklärt werden, ob das Dach diesen Lasten statisch standhält. - Anmeldung
Die Erweiterung durch zusätzliche Module muss als neue Anlage beim Netzbetreiber und beim Marktstammdatenregister angemeldet werden. Es gilt der zum Anmeldezeitpunkt gültige Satz der Einspeisevergütung für eine Dauer von 20 Jahren für die neue Teilanlage. - Installation
Wie bei der ersten PV-Anlage sollte für die Erweiterung ein Fachbetrieb beauftragt werden, der die Module sicher auf dem Dach installiert, verkabelt und die neue Anlage ins Hausnetz sowie ins Energiemanagement einbindet. Die beiden Teilanlagen speisen dann parallel ein. Ob dafür die Hausanlage ertüchtigt werden muss, ist ebenso zu klären.
Was passiert bei der Erweiterung der PV-Anlage technisch?
Wird eine PV-Anlage erweitert, kann das auf verschiedene Weise geschehen. Entweder werden auf einen vorhandenen Strang weitere Module aufgeschaltet oder es wird ein komplett neuer Strang (oder mehrere) eingerichtet. Die Ergänzung vorhandener Stränge ist dabei eher die Ausnahme, weil dies nur mit bau- und leistungsgleichen Modulen sinnvoll ist. In der Praxis gelingt das nur ein bis maximal zwei Jahre nach der Inbetriebnahme, weil dann in der Regel die „alten“ Module nicht mehr vorrätig sind. Durch den technischen Fortschritt steigt die Leistung der Module stetig. Da bei einer Reihenschaltung immer das schwächste Modul die Gesamtleistung bestimmt, verschenkt man bei Ergänzung mit besseren Modulen einen Teil der Leistung, die nicht abgerufen werden kann. Sinnvoller ist es, die Module der Erweiterung miteinander in einem zusätzlichen Strang zu verschalten.
Auf den Wechselrichter kommt es an
Dreh- und Angelpunkt bei der Anlagenerweiterung ist der Wechselrichter. Die Ergänzung im Strang ist auch deshalb nicht die optimale Lösung, da der Wechselrichter im Allgemeinen so ausgelegt wird, dass er bereits im oberen zulässigen Spannungsbereich betrieben wird. Kommen neue Module hinzu, wird diese Gleichspannung leicht überschritten und der Wechselrichter muss gegen einen stärkeren ausgetauscht werden. Das verursacht zusätzliche Kosten.
Bei einem zusätzlichen Strang ist häufig ein zweiter Wechselrichter erforderlich. Der wird der Leistung des Strangs angepasst und speist die Wechselspannung parallel zum vorhandenen Wechselrichter ins Hausnetz ein. Hat der vorhandene Wechselrichter aber noch genügend Reserven und verfügt über zwei MPP-Tracker, kann der neue Strang auch dort angeschlossen werden. Die MPP-Tracker übernehmen dann die Optimierung der Leistung.
Fazit
Die Erweiterung einer vorhandenen PV-Anlage ist technisch kein Problem. Es müssen nur geeignete Flächen vorhanden sein. In Zeiten steigender Energiepreise lohnt sich die Investition auch wirtschaftlich.
Der Ablauf unterscheidet sich nicht von dem bei der Errichtung der ersten Photovoltaikanlage, die Voraussetzungen sind die gleichen.
Die Erweiterung muss als neue Anlage angemeldet werden. Für eingespeisten Strom gibt es eine Einspeisevergütung, die in der Regel von der bisherigen abweichen wird. Wer die neue Teileinlage zur Volleinspeisung nutzt, profitiert von einem Zuschlag.
Die Installation sollte ein Fachbetrieb übernehmen. Der Solarteur legt die neue Teilanlage aus und entscheidet darüber, ob der zusätzliche Solarstrom über den vorhandenen oder einen neuen Wechselrichter ins Hausnetz eingespeist werden kann.