Heizung und Lüftung in temporär genutzten Gebäuden
Wie lässt sich in einem nicht durchgängig bewohnten Haus auf möglichst kostengünstige Weise ein dauerhaft wohngesundes und gebäudeerhaltenes Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsniveau herstellen? Diese Frage beschäftigt viele Besitzer solcher Immobilien; insbesondere dann, wenn nicht, z.B. durch häufiges Vermieten, eine quasi-durchgängige Nutzung und somit eine regelmäßige Beheizung/Belüftung sichergestellt sind. Für die Praxis existieren verschiedene tragfähige Optionen.
Temperaturregulierung und Luftqualität in Gebäuden mit temporärer Nutzung: Notwendigkeiten und Herausforderungen
Es ist völlig gleich, aus welchem Material ein Gebäude besteht und auf welchem energetischen Niveau sich seine Außenhülle befindet. Stets gibt es eine Herausforderung: Wenn darin die Luft einen bestimmten Wassergehalt aufweist und die Temperatur unter ein dazu passendes (also variables) Niveau absinkt, wird der Taupunkt unterschritten. Die Luft ist mit Feuchtigkeit übersättigt. Wasser schlägt sich dadurch auf kühlen Oberflächen nieder – ähnlich wie eine Getränkedose, die an einem heißen Tag aus dem Kühlschrank entnommen wird.
Während eine relativ hohe Luftfeuchte für sich allein kein sonderliches Problem darstellt, ist es ein derartiges Niederschlagen sehr wohl. Denn die Nässe kann entsprechende Materialien beeinträchtigen oder sogar beschädigen. Das ist überall der Fall, wo ein Material nicht hinreichend wasserresistent ist. Beispielsweise können Möbelstücke aus Faserholz und ähnlichen Materialien dadurch quellen.
Noch gravierender ist jedoch eine unmittelbare Folge dieses Kondenswasser-Niederschlags: Das Wasser bildet einen idealen Nährboden für Schimmelpilzsporen. Diese sind selbst in saubersten Räumen unvermeidlich. Einmal festgesetzt, sind sie nur unter erschwerten Bedingungen wieder zu entfernen – während sie verschiedenste gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen können.
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In dauerhaft bewohnten/benutzten Gebäuden ist dies kein akutes Problem. Diese werden ständig adäquat beheizt und durch korrektes Bewohnerverhalten ebenso belüftet. Bei zeitweilig unbewohnten Immobilien hingegen ist beides durch den häufigen Leerstand nicht gegeben. Schon wenige Tage können je nach Witterung dazu führen, dass das Haus beim Betreten „muffig“ riecht. Bleibt es, etwa über den Winter, mitunter sogar mehrere Monate unbenutzt, können sich Stockflecken und Schimmelbildung zeigen.
Bei sehr kalter Witterung kann die Temperatur zudem im Gebäude unter den Gefrierpunkt absinken. Dann kommt die Gefahr durch sich ausdehnendes Eis hinzu – etwa in Rohren, was diese zum Platzen bringen kann.
Deshalb ist es notwendig, in temporär genutzten Gebäuden durch technische Maßnahmen dafür zu sorgen, dass die Innenraumtemperaturen nicht zu stark absinken. Das sollte schon aus Kostengründen auf eine Weise geschehen, die möglichst günstig im Unterhalt ist.
Option 1: Smarte Systeme
Smarte Systeme können auf einfachste Weise nachgerüstet werden. Sie arbeiten zudem autonom und lassen sich meist über das Internet fernmanuell ansteuern. Dadurch sind sie insbesondere interessant für Häuser, in denen eine herkömmliche Heizungsanlage (mit Nutzung fossiler Brennstoffe) installiert ist, die nicht schon von sich aus mit solchen Steuerungen ausgerüstet ist.
Zu den besonders tauglichen Lösungen hierfür gehören intelligente Heizungssysteme. Sie werden anstelle herkömmlicher Thermostate oder Heizkörperventile verbaut; eine typischerweise höchst einfache Angelegenheit. Perfekt ergänzt werden diese Technikbausteine durch Sensoren, die in den jeweiligen Räumen die Temperatur erkennen – und mitunter sogar die Luftfeuchtigkeit.
Schon damit kann ungeachtet der Witterungsverhältnisse stets ein Temperaturniveau eingehalten werden, das ein Unterschreiten des Tau- oder gar Gefrierpunktes verhindert. Maximal leistungsfähig wird ein solches System jedoch, wenn es mit einer ebenso smarten Lüftung gekoppelt wird:
- Stellmotoren, die ein automatisches Kippen und Schließen von Fenstern einleiten oder
- integrierte Lüftungssysteme, die ebenfalls automatisiert ein- und ausgeschaltet werden.
Was davon besser geeignet ist, hängt primär vom Ausstattungsniveau des Gebäudes ab. Allerdings: Integrierte Lüftungssysteme haben naturgemäß ein Sicherheitsplus, da gekippte Fenster durchaus zum Einfallstor für Einbrecher werden können. Diese stellen bei temporär unbewohnten Immobilien eine größere Gewahr dar. Zudem können derartige Lüftungen über (solarstromversorgte) Zusatzheizer verfügen und dadurch eine weitere Wärmeoption liefern.
Option 2: Klimaanlage mit Heizfunktion
Ein Haus, das im Winter nur selten bis gar nicht genutzt wird, muss nicht dauerhaft auf für Menschen angenehme Temperaturen beheizt werden. Es genügt ein Niveau, das angesichts der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit über dem Taupunkt liegt. Bei einem gut gedämmten Gebäude mit nicht zu kalten Wänden reichen dazu mitunter schon „ungemütliche“ 12° C.
Hier können elektrische Klimaanlagen mit Heizfunktion eine interessante, betriebsgünstige Option darstellen:
- An warmen Tagen können sie bei einer Bewohnung effektiv kühlen.
- Im Betrieb entsteht generell ein konstanter Luftstrom. Je nach Raumgestaltung kann er im gesamten Haus wirken und Feuchtigkeit zum Verdunsten anregen. Gleichsam wird aus demselben Grund ein Stauen unbewegter Luft an neuralgischen Stellen verhindert – etwa hinter Schränken.
- Aus technischen Gründen entziehen sehr viele Klimaanlagen dem Innenraum Luftfeuchtigkeit und befördern diese nach außen. Dadurch entsteht eine weitere Möglichkeit der Innenraumtrocknung.
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Die Klimaanlage mit Heizfunktion ist im Betrieb umso kostengünstiger, je besser der Wärmedurchgangskoeffizient der Gebäudehülle ist. Insbesondere bei Bauten mit geringen Wohnflächen und in lediglich einstöckiger Bauweise, kann die Klimaanlage mit Heizfunktion ihre Stärken voll ausspielen.
Naturgemäß wird diese Variante (wie alle, die Strom zum Funktionieren benötigen) besonders leistungsfähig und kostengünstig, wenn sie mit einer auf dem Haus oder dem Grundstück installierten Photovoltaikanlage gekoppelt wird – insbesondere, wenn diese über einen Stromspeicher verfügt.
Da die Klimaanlage bei Nichtbenutzung nicht dauerhaft laufen muss und es je nach Witterung und Dämmung der Gebäudehülle ebenfalls nicht nötig ist, andauernd zu heizen, lässt sich mitunter der gesamte Betrieb über diese Eigenstromerzeugung abwickeln.
Option 3: Infrarot- und andere Elektroheizungen
In vielen Regionen sind zeitweilig unbewohnte Häuser gar nicht mit einem vollständigen, dauerhaft nutzbaren Heizsystem ausgerüstet. Vielmehr gibt es dort oftmals nur situationsabhängig einsetzbare Lösungen, etwa Kaminöfen. Zudem fehlt vielfach ein leistungsstarker 400-Volt-Anschluss, wie er in der Regel für Wärmepumpen benötigt wird.
Ohne eine hinreichend große PV-Anlage, die alternativ (mit entsprechendem Wechselrichter) diese 400 Volt liefern kann, ist der Betrieb vieler herkömmlicher Gebäudewärmepumpen nicht möglich. Zwar existieren durchaus Geräte, die nur 230 Volt benötigen, deren Auswahl ist jedoch deutlich kleiner.
Aufgrund der nicht dauerhaften Benutzung können deshalb andere Formen von Elektroheizungen interessant werden, die in ständig bewohnten Räumen oftmals eher unökonomisch zu betreiben sind. Besonders interessant sind hierbei zwei Systeme:
- Infrarotheizungen und
- wandmontierte Flächenheizungen.
Beide Varianten zeichnen sich durch geringe Anschaffungskosten und eine einfache Installation aus. Darüber hinaus sind moderne Geräte meistens bereits serienmäßig mit einer smarten Anbindung versehen. So können sie fernmanuell oder über Sensoren gesteuert werden. Besonders als Nachrüstungen sind die Systeme interessant.
Option 4: Solarthermie
Wenn es im Haus bereits eine auf Wasserführung basierende Zentralheizung gibt, aber auch bei Neubauten, ist es stets interessant, die Sonne direkt zur Beheizung zu nutzen. Hierfür eignet sich die Solarthermie, die wie Photovoltaik den Energiegehalt der Sonnenstrahlung nutzt.
Bei der Solarthermie wird in auf dem Dach angebrachten Sonnenkollektoren ein frostsicheres Wassergemisch erwärmt. Dieses gibt in einem Wärmetauscher seine Energie an einen weiteren Wasserkreislauf ab. Dieser zirkuliert dann, angeregt durch eine Pumpe, durch Fußbodenheizungen oder wandmontiere Heizkörper – ganz ähnlich wie bei jeder anderen wasserbasierten Zentralheizung.
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Die größten Vorteile der Solarthermie:
- Im Betrieb entstehen faktisch keine Energiekosten. Es fällt nur derjenige Stromverbrauch an, der zum Betrieb der Umwälzpumpe erforderlich ist. Dieser wiederum kann selbst durch eine kleine Photovoltaikanlage problemlos erzeugt werden.
- Solarthermie ist unabhängig von den Außentemperaturen. Bei einer fachmännischen Auslegung und Gestaltung kann sie deshalb sogar an frostigen Wintertagen ganz allein das Gebäude auf frost- und schimmelsicheren Innentemperaturen halten.
- Clever angebunden lässt sich nicht nur die generelle Warmwasserbereitung darüber betreiben, sondern mitunter sogar andere Anwendungen – etwa eine Poolheizung. Auch kann die Wärme längerfristig in einem Vorratsgefäß gespeichert werden (Warmwasserspeicher).
Unterstützt werden kann eine solche Beheizung, indem Fenster sonnengünstig gelegener Räume nicht abgeschattet werden. Ist keine Lüftung verbaut, kann die Luft stattdessen durch an smarte Steckdosen angeschlossene Ventilatoren und ähnliche Systeme bewegt werden.
Weitere Tipps für temporär genutzte Gebäude
Viele Immobilien stellen eine bedeutende Wertanlage dar. Damit es niemals zu Problemen durch Feuchtigkeit oder gar Frost kommt, sollten Besitzer weitere Maßnahmen ergreifen – darunter solche, die die Heizung unterstützen.
- Vor dem Verlassen grundsätzlich nochmals sorgfältig und fachgerecht im ganzen Gebäude stoßlüften.
- Nichts im Haus offen stehenlassen, das zusätzliche Feuchtigkeit an die Luft abgibt – etwa Handtücher zum Trocknen.
- Insbesondere bei ungedämmten Gebäuden alle Möbel einige Zentimeter weit von den Wänden entfernt aufstellen; speziell an Außenwänden.
- Vor dem Verlassen sämtliche Türen von Zimmern und Schränken öffnen, damit überall eine Luftbewegung stattfinden kann.
- Bei der Verwendung von Lüftungssystemen durch smarte Steuerungen ein Lüften bei sehr feuchter Witterung vermeiden, damit keine zusätzliche Luftfeuchtigkeit ins Gebäude gebracht wird.
Zudem empfiehlt es sich, zumindest vor einer längeren Abwesenheit, große Stoffgegenstände wie Bettwäsche oder Badetücher in Vakuumbeuteln zu verpacken, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen.