Smart Home im Neubau
Smart Home im Neubau: Tipps für den Bauherren
Wer einen Neubau plant, hat die Möglichkeit, die Vorbereitungen für ein zukünftiges Smart Home von Anfang an mitzudenken. Dadurch vermeiden Sie Nachrüstungen, sparen Kosten und schaffen tragfähige Voraussetzungen für ein durchdachtes, störungsfreies Smart Home im Neubau. Wichtig und zugleich nicht ganz einfach ist es dabei, gleich mehrere Jahrzehnte in die Zukunft zu denken. Erfahren Sie hier mehr darüber, was Bauherren im Hinblick auf ein geplantes Smart Home beim Neubau berücksichtigen sollten.
Technische Voraussetzungen für den Neubau als Smart Home
- Die Hauptbestandteile, die für ein späteres Smart Home benötigt werden, sind
- Sensoren, die beispielsweise die Temperatur messen oder Bewegungen erkennen,
- Aktoren, die als Wandler die empfangenen Signale in Bewegung, Temperatur etc. umwandeln,
- Steuerungselemente wie Schalter, Tasten, aber auch Touch-Displays, und
- die Mittel, um Sensoren, Aktoren und Steuerelemente miteinander und ggf. mit dem Internet und der Cloud im Smart Home zu verbinden – beispielsweise Kabel oder Funkeinrichtungen.
Idealerweise lassen sich Bauherren bei der Vorbereitung eines Neubaus auf eine Smart-Home-Ausstattung gleich zu Beginn von einem spezialisierten Berater für Smart Homes begleiten. Dieser erklärt beispielsweise dazu, welches Smart-Home-System für den Neubau geeignet ist und welche Baumaßnahmen vorgenommen werden sollten.
Grundlegende Entscheidung für den Neubau als Smart Home: Kabel oder Funk?
Wer einen Neubau für eine Smart-Home-Integration vorbereiten will, steht schon am Anfang vor einer Grundsatzentscheidung: Soll das Smart Home über ein Funk- oder ein Kabelsystem betrieben werden?
Smart Home mit Funksystem
Bestehende Gebäude werden häufig mithilfe von Funksystemen schrittweise zu einem Smart Home aufgerüstet. Dabei wird entweder das WLAN oder auch andere Frequenzbereiche genutzt. In aller Regel ist das die günstigere Alternative im Vergleich zum nachträglichen Verlegen von Kabeln. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Funksysteme sich unkompliziert um zusätzliche Geräte erweitern lassen.
Andererseits bringen Funksysteme auch Nachteile mit sich. Vor allem sind sie störungsanfälliger als Kabelsysteme. Auch die Reichweite ist begrenzt, insbesondere wenn das Funksignal dicke Wände oder Decken durchdringen soll. Hinzu kommen Kompatibilitätsprobleme, wenn Geräte oder Apps unterschiedlicher Hersteller miteinander verbunden und in das Smart Home integriert werden sollen.
Smart Home mit Kabelsystem
Wird das Smart Home über ein Kabelsystem aufgebaut, werden dazu in den meisten Fällen Bus-Leitungen genutzt, die baumartig durch das Haus geführt werden. Alternativ dazu kann eine sternförmige Verkabelung genutzt werden, die mithilfe des Verteilerkastens alle wichtigen Bestandteile miteinander verbindet. Auch eine Kombination aus beiden Systemen ist möglich.
Die Leitungen für das zukünftige Smart Home werden unter dem Putz verlegt. Benötigte smarte Bauteile wie beispielsweise Sensoren und Schalter für Rollläden, Fußbodenheizung, Fenster- und Türschließmechanismen, Garagentore, Beleuchtung und mehr können direkt in die Bausubstanz integriert werden. Auch das Energiemanagement im Smart Home kann auf diese Weise unterstützt werden.
Ein Kabelsystem bringt mehrere Vorteile mit sich:
- Es ist weniger störanfällig als ein Funksystem.
- Der Abstand zwischen Geräten sowie die Lage und Dicke von Wänden, Decken etc. spielen keine Rolle.
- Per Kabel lassen sich in vielen Fällen auch Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander kombinieren, die sonst nicht kompatibel wären.
Der große Nachteil des Kabelsystems liegt darin, dass es aufwendig nachzurüsten ist: Für die Verlegung der Kabel müssten Wände aufgerissen und neue Anschlüsse verlegt werden. Anders sieht es aus, wenn die Planung des Smart Homes bereits beim Neubau geschieht. Wer zukunftsfähig denkt, kann so schon beim Bau Anschlüsse einplanen, Leerrohre in den Wänden verlegen und vieles mehr. Was ein Smart Home im Neubau kostet, ist sehr individuell – durch geschickte Planung im Vorfeld lässt sich jedoch viel Geld sparen.
Welches Smart-Home-System ist im Neubau sinnvoll?
Die eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Jedes Smart-Home-System bringt Vor- und Nachteile mit sich. Wichtig ist für die Auswahl eine sehr langfristige und umfassende Planung, bei der beispielsweise folgende Fragen berücksichtigt werden:
- Wie genau soll das Smart Home genutzt werden?
- Welche Personen werden im Neubau wohnen und welche Ansprüche haben sie?
- Wie wird das Haus in 10, 20 oder 30 Jahren genutzt werden?
- Welcher Hersteller wird voraussichtlich in der Zukunft noch am Markt vertreten sein, sodass Teile ausgetauscht oder Geräte nachgerüstet werden können?
- Sind die gewählten Produkte kompatibel mit einer eventuell vorhandenen Photovoltaikanlage ?
Auch ganz individuelle Vorlieben in Sachen Design, Bedienbarkeit etc. tragen zur Entscheidung bei, welches Smart-Home-System für einen Neubau infrage kommt. Als weltweiter Standard hat sich jedoch KNX (vormals EIB) etabliert. Der große Vorteil liegt darin, dass derzeit bereits mehrere Hundert Hersteller diesen Standard unterstützen. Das bedeutet: Es gibt eine große Auswahl an Geräten, die miteinander kompatibel sind, kaputte Teile lassen sich leicht austauschen und die Wahrscheinlichkeit, dass einige dieser Hersteller auch in Jahrzehnten noch Service bieten können, ist groß.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Systeme, die für einen Neubau als Smart Home infrage kommen. Einige Beispiele sind:
- Homematic Wired: ein relativ neues, funkbasiertes Smart-Home-System, das unter anderem Schalt- und Dimmaktoren für Beleuchtung, Jalousien und Rollläden bietet
- LCN, Modbus TCP/RTU und CANopen: verschiedene Bussysteme
- Loxone: ein noch recht junges System, das sowohl Funk als auch Kabel bietet und wegen seiner einfachen Bedienbarkeit und zahlreichen Schnittstellen auch zu anderen Systemen beliebt ist
Tipps zur Vorbereitung
Die folgenden Tipps bieten Bauherren eine erste Orientierung, worauf Sie bei der Ausstattung eines Neubaus als zukünftiges Smart Home achten sollten. Die Zusammenarbeit mit Fachleuten ist empfehlenswert.
- Nicht an Buskabeln sparen: Die Kabel sollten alle Zimmer erreichen und auch Anschlussmöglichkeiten zum Beispiel in Fluren, im Keller, im Dachgeschoss und in Abstellkammern bieten.
- Steckdosen großzügig planen: Zwei Steckdosen pro Zimmer sind in Zeiten von Smart Homes nicht mehr ausreichend. Da das Nachrüsten teuer ist, sollten Bauherren hier in der Planung großzügig sein.
- Leerrohre verlegen: So lassen sich Kabel deutlich leichter verlegen, wenn in Zukunft doch ein Nachrüsten erforderlich wird.
- Unterputzverlegung nutzen: Viele Smart-Home-Elemente wie Sensoren und Aktoren lassen sich in die Bausubstanz integrieren. So sind sie unsichtbar und können dennoch angespielt werden.
- Gesamtnutzung mitdenken: Berücksichtigen Sie bei der Planung gut erreichbare Anschlüsse und ggf. Sensoren für Jalousien, Rollläden und Türen sowie für Mähroboter, Bewässerung und weitere Gartenelemente.
- Konfigurationstools nutzen: Software Tools können Sie bei der Planung unterstützen und dazu beitragen, dass nichts vergessen wird, das im Nachhinein die Kosten in die Höhe treibt.
Was die Smart-Home-Ausstattung im Neubau kostet, ist stark abhängig von der Größe des Neubaus und den Vorstellungen für das Smart Home. Preise können sich im niedrigen vierstelligen, aber auch im fünfstelligen Bereich bewegen. Wer handwerklich oder technisch geschickt ist und beispielsweise Leerrohre selbst verlegen oder die angeschlossenen Geräte programmieren kann, spart unter Umständen viel Geld. Jedoch sind auch Fehler teuer – so kann sich die Investition in Fachpersonal durchaus lohnen.
Smart Home im Neubau seniorengerecht gestalten
Zur Planung im Zusammenhang mit dem Smart Home gehören auch Überlegungen zum möglichen seniorengerechten Wohnen. Eine Smart-Home-Ausstattung kann zur Sicherheit und zum Komfort von Senioren beitragen, zum Beispiel indem
- automatische Alarmsysteme ungewöhnliche oder fehlende Bewegungen erfassen und einen Notruf auslösen,
- das Türklingeln durch visuelle Signale ergänzt wird,
- sich Herdplatten selbst abschalten, wenn kein Topf mehr darauf steht,
- Signale als Erinnerung an Medikamente einprogrammiert oder
- Rollläden per Fernsteuerung kontrolliert werden können.
Soll der Neubau als Smart Home später – vielleicht erst in mehreren Jahrzehnten – auch für Senioren nutzbar sein, müssen jedoch einige Aspekte von Beginn an berücksichtigt werden, darunter zum Beispiel:
- die Breite der Türen, die für Rollstühle angemessen sein sollte
- die Größe der Zimmer, welche die Unterbringung eines Pflegebetts ermöglichen sollte
- der vollständige Verzicht auf tiefe Fugen (etwa zwischen Fliesen) und Schwellen
- die Erreichbarkeit von Steckdosen und anderen Anschlüssen
- der barrierefreie Zugang zum Gebäude
- die möglichst einfache Bedienbarkeit der gewählten Geräte
Tipp für die weitere Lektüre: Im Gesundheitsbereich und gerade im Hinblick auf die Versorgung von Senioren oder Menschen mit Einschränkungen setzt man mittlerweile auch auf die Erforschung künstlicher Intelligenz im Zusammenhang mit dem Smart Home.