Was ist der ökologische Fußabdruck?
Der ökologische Fußabdruck als Maßeinheit für Nachhaltigkeit
Obwohl die natürlichen Ressourcen der Erde begrenzt sind, leben wir in den Industriestaaten bereits seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse. Wie viele Ressourcen ein Mensch verbraucht, wird mit seinem ökologischen Fußabdruck angegeben. 1994 von den Wissenschaftlern Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt, gilt der ökologische Fußabdruck als eines der erfolgreichsten Modelle zur Veranschaulichung der ökologischen Grenzen unseres Planeten. Inzwischen verwenden ihn viele Institutionen, um die Auswirkungen menschlichen Verhaltens auf die Umwelt zu bewerten.
Was ist der ökologische Fußabdruck und wie wird er berechnet?
Der ökologische Fußabdruck, oft auch als „grüner Fußabdruck“ bezeichnet, ist ein Nachhaltigkeitsindikator. Er beschreibt, wie viel Fläche der Erde gebraucht wird, um – unter heutigen Produktionsbedingungen – die Menge an Energie und Rohstoffen bereitzustellen, die für die Aufrechterhaltung des aktuellen Lebensstils und Lebensstandards einer bestimmten Person benötigt werden.
Um den ökologischen Fußabdruck zu berechnen, werden wie bei einem Buchhaltungssystem Angebot und Nachfrage miteinander ins Verhältnis gesetzt. Auf der Angebotsseite steht die Biokapazität der Erde, also die für einen Menschen durchschnittlich verfügbare biologisch produktive Land- und Wasserfläche. Demgegenüber findet sich die Fläche, die in Anspruch genommen wird, um den Rohstoffbedarf einer konkreten Person zu decken und den von ihr erzeugten Abfall aufzunehmen.
Angegeben wird der ökologische Fußabdruck in der Einheit „Globaler Hektar“ (gha) pro Person und Jahr. Dadurch lassen sich die Werte unterschiedlicher Länder und Gebiete besser miteinander vergleichen, denn die Fruchtbarkeit der Böden ist nicht überall gleich. Ein Globaler Hektar entspricht dabei einer Fläche von einem Hektar Land mit durchschnittlicher biologischer Produktivität.
Der ökologische Fußabdruck der Menschheit
Über Jahrtausende hat der Mensch nur einen Bruchteil von dem verbraucht, was ihm die Natur zur Verfügung stellt. Bis zum Jahr 1970. Seitdem lebt er auf sehr großem Fuß. Für unseren derzeitigen Lebensstil würden wir langfristig nicht die Ressourcen von einer Erde, sondern von 1,7 Erden benötigen.
Im Jahr 2019 war das jährliche Budget an natürlichen Ressourcen bereits am 29. Juli erschöpft. Ab diesem Tag im Sommer beanspruchte die Menschheit mehr Acker- und Weideland, mehr Fischgründe und auch mehr Wald, als ihr rein rechnerisch für das Jahr zur Verfügung gestanden hätte; und sie produzierte nach diesem halben Jahr bereits mehr Abfall und Abgase, als die Umwelt in einem ganzen Jahr (unter langfristiger Betrachtung) hätte aufnehmen können.
Dabei zeigt sich ein großer Unterschied zwischen den Ländern: Die USA, Australien, Russland, Deutschland und die Schweiz besitzen den größten ökologischen Fußabdruck. Wenn die gesamte Weltbevölkerung nach dem Ressourcenverbrauch von Deutschland leben würde, würde sie 3,2 Erden benötigen, beim Lebensstandard der USA wären es sogar 4,8 Erden.
Wie groß ist der eigene ökologische Fußabdruck?
Würde man die 12 Milliarden Hektar bioproduktive Fläche, welche die Erde bietet, gleichmäßig auf die Weltbevölkerung verteilen, dann stünden jedem Menschen 1,6 gha zur Verfügung. Bei dieser Rechnung ist allerdings die Fläche noch nicht berücksichtigt, die zur Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt benötigt wird. Der ökologische Fußabdruck, den wir tatsächlich haben dürften, um die Erde im Gleichgewicht zu halten, liegt daher noch einmal deutlich unterhalb von 1,6 gha. Im Durchschnitt verbraucht nun aber jeder Deutsche 4,8 gha. In Bangladesch sind es lediglich 0,8 gha.
Anteiliger Ressourcenverbrauch in Deutschland im Überblick
- 35 % Ernährung
- 25 % Wohnen
- 22 % Mobilität
- 18 % Konsum
Mehr als ein Drittel der Rohstoff- und Energiemenge wird für die Herstellung von Lebensmitteln benötigt. Ganz weit oben stehen innerhalb dieses Sektors wiederum tierische Lebensmittel (mit 80 % Ressourcenverbrauch), insbesondere die mit ihnen verbundene Futtermittelproduktion. Im Bereich Wohnen macht das Heizen den größten Anteil des Ressourcenverbrauchs aus.
Den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen
Über verschiedene Tools im Internet kann man den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen. Dazu muss man nur einige Fragen zu den vier oben aufgelisteten Bereichen beantworten. Sehr detailliert ist beispielsweise der Footprint-Rechner des Global Footprint Network. Allerdings gibt es hier keine Auswahl für deutsche Sprache. Alternativ kann man auch den Footprint-Rechner der Organisation Brot für die Welt oder den des WWF (Schweiz) nutzen.
Je nach Rechner, den man verwendet, kann sich der eigene ökologische Fußabdruck um bis zu 1 gha unterscheiden. Diese große Differenz beruht auf der unterschiedlichen Interpretation der Angaben. Zudem werden verschiedene Berechnungsmethoden genutzt. Die Footprint-Rechner können trotzdem Anhaltspunkte bieten, mit deren Hilfe sich der eigene Lebensstil und das Konsumverhalten reflektieren lassen.
Der Unterschied zwischen ökologischem und CO₂-Fußabdruck
Wenn es ganz spezifisch um den Einfluss unseres Verhaltens auf das Klima geht, wird oft der CO₂-Fußabdruck (englisch: CO2 footprint) zur Bewertung herangezogen. Als eines der einflussreichsten Treibhausgase trägt Kohlenstoffdioxid (CO₂) wesentlich zur steigenden Erderwärmung bzw. dem menschengemachten Klimawandel bei.
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Der CO₂-Fußabdruck erfasst die CO₂-Emissionen, die ein Mensch durch seine konkrete Art zu wohnen, durch seine Mobilität, Ernährung und seinen sonstigen Konsum erzeugt. Mehr als die Hälfte der Fläche des ökologischen Fußabdrucks, die jeder Deutsche für seinen Lebensstil benötigt, geht auf das Konto seines CO2-Fußabdrucks. Es gibt also gute Gründe für uns alle, an der Einsparung von CO₂ mitzuwirken.
Ressourcenschonend leben, ökologischen Fußabdruck verkleinern
Der ökologische Fußabdruck lässt sich vor allem durch Veränderungen im alltäglichen Ernährungs- und Konsumverhalten verkleinern. Wirksame Maßnahmen sind beispielsweise:
- Mülltrennung
- Reduzierung des Wasserverbrauchs
- Kauf langlebiger und umweltverträglicher Produkte
- Verzicht auf Fleisch
- Ernährung mit saisonalen und regionalen Produkten
Große Einsparpotenziale bestehen auch beim Heizen und bei der Nutzung von Strom. So lässt sich der ökologische Fußabdruck durch die Umstellung auf Ökostrom nachhaltig senken. Hausbesitzer können die Spuren, die sie auf der Erde hinterlassen, durch die Nutzung regenerativer Energiequellen wie zum Beispiel Photovoltaik kleiner machen.