Was kostet Wasserstoff?
Was kostet Wasserstoff?
Wasserstoff wird ein großes Potenzial für die Energiewende zugeschrieben, denn im Prinzip kann das Gas alle Aufgaben übernehmen, für die derzeit noch fossile Energieträger gebraucht werden. Zudem gilt er als wichtiges Speichermedium für erneuerbare Energien. Die Idee: Statt die Windkraft- und Solarsysteme bei einer Stromüberproduktion abzuschalten oder den Strom in aufwändig herzustellenden Batteriespeichern zwischenzulagern, nutzt man die Energieüberschüsse für die Herstellung von Wasserstoff.
Herstellungspreise von Wasserstoff
Damit Wasserstoff seiner Rolle als Energieträger der Energiewende gerecht werden kann, muss seine Herstellung CO2-neutral sein. Die Elektrolyse von Wasser erfüllt beim Einsatz “grünen Stroms” diese Voraussetzung, ist aber mit Verlusten verbunden und bisher im benötigten Maßstab nicht wirtschaftlich.
Die Kosten für grünen Wasserstoff hängen von der Herkunft des eingesetzten Stroms ab. Bei der Verwendung von Solarstrom belaufen sie sich auf knapp 6 €/kg Wasserstoff, bei Windenergie auf etwa 4 €/kg. Je nach Verfügbarkeit von grünem Strom können die Herstellungskosten regional auf bis zu 2,50 €/kg sinken. Damit lagen sie Anfang des Jahres immer noch über dem Niveau von konventionell erzeugtem Wasserstoff. So kostete blauer Wasserstoff zwischen 1,62 und 2,20 €/kg. Die Preise von grauem Wasserstoff lagen sogar noch darunter, da hier Folgekosten wie für CO2-Emissionen nicht eingepreist waren.
Durch den Russland-Konflikt und die damit verbundenen gestiegenen Gaspreise ist grüner Wasserstoff früher als erwartet wettbewerbsfähig geworden. Aktuellen Zahlen zufolge ist grüner Wasserstoff in Europa, dem Nahen Osten und Afrika inzwischen günstiger als Wasserstoff aus fossilen Energiequellen. So kostet 1 kg grauer Wasserstoff, der in Westeuropa oder den USA mittels Elektrolyse erzeugt wird, 6,71 $, was etwa 6,30 € entspricht. In China zeigt sich eine ähnliche Tendenz: 1 kg grüner Wasserstoff kostet 3,22 $, 1 kg grauer Wasserstoff 5,28 $.
Mit einer breiteren Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien und effizienteren Elektrolyse-Anlagen könnten die Kosten für grünen Wasserstoff in Zukunft sinken. Gleichzeitig ist mit einer weiteren Preissteigerung von konventionell erzeugtem Wasserstoff zu rechnen. Grund dafür sind vor allem Umweltauflagen und die CO2-Bepreisung.
Kosten für den Transport und die Bereitstellung von Wasserstoff
Zu den Produktionskosten kommen noch die Kosten für den Transport und die Bereitstellung von Wasserstoff hinzu, die jedoch von der „Farbe“ des Wasserstoffs unabhängig sind. Bei einer Verteilung über Trailer oder Pipelines fallen im Schnitt 1,50 €/kg an. Bei größeren Distanzen und großen Mengen an Wasserstoff lohnt sich der Transport über Pipelines. Bei kürzeren Distanzen ist der Transport per Lkw wirtschaftlicher. Die Bereitstellung von Wasserstoff kostet je nach Endanwendung etwa 3 €/kg.
Was kostet Wasserstoff an der Tankstelle?
An der Tankstelle bezahlt man derzeit rund 9,50 €/kg. Bei einem Verbrauch von 1 kg Wasserstoff auf 100 km fährt man damit günstiger als mit einem Benziner oder Diesel. Noch besser schneiden Elektroautos ab. Mehr zum Thema erfahren Sie auch im Ratgeberartikel zum Wasserstoff- und Elektroauto.
Förderung von Wasserstoff
Bedingung für sinkende Wasserstoffpreise ist der Ausbau von Wasserstofftechnologien. Den Handlungsrahmen hat die Bundesregierung mit der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ geschaffen, die im Juni 2020 beschlossen wurde. Die Strategie ist ausgerichtet auf die Förderung von grünem Wasserstoff und seine Folgeprodukte.
Ziele der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ sind:
- Wasserstofftechnologien als Kernelemente der Energiewende etablieren, um mithilfe erneuerbarer Energien fossile Energieträger zu ersetzen.
- Die regulativen Voraussetzungen für einen Markthochlauf von Wasserstofftechnologien schaffen.
- Deutsche Unternehmen und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, indem Forschung, Entwicklung und der Technologieexport ausgebaut werden.
- Die zukünftige nationale Versorgung mit grünem Wasserstoff und dessen Folgeprodukten sichern und gestalten.
Gefördert werden Forschungsprojekte, Innovationen sowie Investitionen in Schlüsseltechnologien. Die wichtigsten Initiativen und Programme im Überblick:
- H2Global: Soll die Vermarktung von grünem Wasserstoff mithilfe von Doppelauktionsverfahren voranbringen. Wasserstoff wird dabei günstig auf dem Weltmarkt eingekauft und meistbietend in der EU verkauft.
- IPCEI: In Deutschland sollen 62 Wasserstoffprojekte als „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) ‒ also transnationale wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse ‒ gefördert werden. 50 Projekte sind im Bereich Erzeugung, Industrie und Transport angesiedelt, 12 im Mobilitätssektor.
- Reallabore der Energiewende: Gefördert werden Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die neue Technologien und Lösungen für die Energiewende erarbeiten und unter realen Bedingungen im industriellen Maßstab umsetzen.
- Forschungsnetzwerk Wasserstoff: Bietet Fachleuten ein technologieoffenes, interdisziplinäres Forum. Mit mehr als 1.500 Mitgliedern fungiert das Netzwerk als wichtiger Impulsgeber für die Forschungs- und Innovationspolitik.
- Nationales Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien (NIP): Ziel ist es, Innovationen beim Markteintritt zu unterstützen und derzeit noch nicht marktfähige Innovationen weiterzuentwickeln.