Lohnen sich private Windkraftanlagen?
Die Windkraft hält in Deutschland den größten Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung, gefolgt von Biomasse und Photovoltaik, die jeweils einen nahezu gleich großen Anteil beitragen. Während Photovoltaikanlagen für Privatpersonen schon seit Längerem erschwinglich sind und immer beliebter werden, kommen private Windkraftanlagen eher selten vor. Das liegt vor allem daran, dass sie anders als die markanten kommerziellen Windkrafträder nur unter speziellen Bedingungen wirtschaftlich betrieben werden können. Worauf es dabei ankommt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was kostet ein privates Windrad?
Die Anschaffungskosten kleinerer Windkraftanlagen, wie sie im privaten Bereich zum Einsatz kommen, sind im Verhältnis deutlich höher als die Kosten für größere Anlagen. Es ist mit Kosten von etwa 3.000 € pro Kilowatt zu rechnen. Käufer sollten prüfen, inwieweit Paketpreise auch die Kosten für einen Wechselrichter, den Mast, das Fundament und die Montage umfassen. Empfehlenswert ist auch eine Haftpflichtversicherung, die Schäden absichert, die durch die Anlage verursacht werden können, beispielsweise durch Eisabwurf im Winter.
Für private Windkraftanlagen können Hausbesitzer eine Förderung beantragen: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet für die Errichtung von Anlagen zur Stromerzeugung aus Windkraft einen günstigen Kredit im Rahmen des Programms „Erneuerbare Energien – Standard (270)“.
Private Windkraftanlagen - Erträge und Einnahmen
Windkraftanlagen, die privat genutzt werden können, gehören zu den Kleinwindkraftanlagen. Diese sind definiert als Anlagen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt (kW) mit einer Höhe von maximal 50 Metern. Allerdings sind die allermeisten privat genutzten Windräder deutlich kleiner und erreichen eine Nennleistung von höchstens 30 kW – typischerweise sogar nur rund 5 kW. Die Höhe der privaten Anlagen liegt nur selten über 30 Meter und bleibt in aller Regel sogar unter 10 Metern. Man spricht daher auch von einer Mini-Windanlage.
Wie viel Strom eine private Windkraftanlage tatsächlich produziert, lässt sich nicht pauschal sagen. Es fehlen zum einen Erfahrungswerte, zum anderen ist der Ertrag stark abhängig vom Wind. Dessen Stärke ist abhängig vom konkreten Standort aber auch von der Höhe der Kleinwindkraftanlage. Im Gegensatz dazu kann man bei Photovoltaikanlagen recht genau mit einer Leistung von etwa 1.000 Kilowattstunden (kWh) pro 1 Kilowatt-Peak (kWp) Leistung rechnen.
Einspeisevergütung vs. Eigenverbrauch bei privaten Windrädern
Wie auch für PV-Anlagen wird für den aus Windkraft gewonnenen Strom, der ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird, eine Einspeisevergütung gezahlt. Für Windkraftanlagen, die privat genutzt werden, liegt diese bei etwa 6 Cent pro kWh. Dem gegenüber stehen Strompreise, die aktuell bei über 35 Cent liegen – Tendenz steigend. Somit ist die Ersparnis, wenn der gewonnene Strom im eigenen Haushalt genutzt wird, höher als der Gewinn, der mit der Einspeisevergütung erzielt werden kann.
Wenn eine private Windkraftanlage Strom zu einem geringeren Preis produziert, als für Strom aus dem öffentlichen Stromnetz gezahlt werden müsste, arbeitet sie also grundsätzlich wirtschaftlich. Allerdings müssen auch die bedeutenden Anschaffungskosten in Betracht gezogen werden: Erst wenn diese sich amortisiert haben, kann in Bezug auf die Windkraftanlage wirklich von Wirtschaftlichkeit gesprochen werden.
Wie viel Strom produziert eine private Windkraftanlage?
Eine Schätzung der Verbraucherzentrale liefert folgendes Ergebnis:
Eine Windkraftanlage mit einem Rotordurchmesser von 1 Meter und einer Rotorfläche von 0,8 Quadratmetern produziert bei guter Lage auf einem Hausdach im Binnenland etwa 96 kWh Strom pro Jahr. Wird dieser zu 100 % im eigenen Haushalt verbraucht, bedeutet das eine Kostenersparnis von etwa 33 € im Jahr. Das heißt: Die von den Anbietern geweckten Erwartungen werden häufig enttäuscht, die Investitionen nicht wieder eingespielt.
Somit kommt die Verbraucherzentrale zu dem Schluss, dass private Windkraftanlagen nur in den seltensten Fällen profitabel arbeiten. Eine PV-Anlage mit gleicher Fläche produziere ähnlich viel oder sogar mehr Strom – und das zuverlässiger. Außerdem dürften PV-Anlagen, die auf Hausdächern installiert werden, in aller Regel deutlich größer sein.
Ein unabhängiges Portal stellt beispielhaft zwei Windkraftanlagen mit jeweils 10 kW im Vergleich vor und errechnet Stromgestehungskosten von 38 bzw. 39 Cent bei einer durchschnittlichen Windstärke von 4 Metern pro Sekunde und Kosten von 20 Cent bei einer durchschnittlichen Windstärke von 5 Metern pro Sekunde. Dieser Vergleich zeigt zum einen, wie stark der Ertrag einer privaten Windkraftanlage durch die Windstärke bzw. den Standort beeinflusst wird, zum anderen aber auch, dass bisweilen gar kein Sparpotenzial vorhanden ist und in anderen Fällen gering ausfällt.
Das Fazit der Verbraucherzentrale ist, dass Kleinwindkraftanlagen nur unter idealen Standortbedingungen wirtschaftlich arbeiten, für den Garten oder die Montage auf dem Dach aber eher ungeeignet sind. Eine Verbesserung dieser Bilanz ließe sich eventuell durch die Kombination einer privaten Windkraftanlage mit einer Photovoltaikanlage erreichen, da PV-Anlagen in den Sommermonaten besonders viel Strom produzieren, während das bei Windkraftanlagen eher in den windigen Herbst- und Wintermonaten der Fall ist. Auch dabei sind allerdings die hohen Anschaffungskosten zu berücksichtigen.
Was beeinflusst den Ertrag von privaten Windkraftanlagen?
Auch wenn am Markt Windräder für den privaten Gebrauch in vielfältigen Modellen erhältlich sind, entscheidet vor allem ein Faktor über die Wirtschaftlichkeit einer privaten Windkraftanlage: die Windstärke. Dabei gilt: Die doppelte Windstärke verdoppelt den Ertrag nicht nur, sondern verachtfacht ihn, wohingegen ein doppelter Rotordurchmesser „nur“ zu einem vervierfachten Ertrag führt. Das gilt entsprechend auch andersherum – weht der Wind nur mit halber Kraft, bleibt vom Ertrag nur noch ein Achtel übrig.
Daher ist der richtige Standort essentiell – allerdings für Personen, die privat eine Windkraftanlage nutzen möchten, schwierig zu erreichen. Vorrangig werden private Windkraftanlagen auf Hausdächern angebracht. Doch dort mindern umstehende Gebäude oder auch Bäume die Windstärke. Idealerweise würde ein privates Windrad auf einer hochgelegenen Ebene, wie auf einer Wiese oder an einem Hang in exponierter Lage, angebracht und von dort per Stromleitung mit dem Gebäude verbunden. Für die meisten Privatpersonen ist das nicht zu realisieren.
Alternativ kann der Zugang zu kraftvolleren Windströmen erreicht werden, indem die Windkraftanlage auf einem Mast montiert wird. Dieser wird in der Regel neben dem Gebäude aufgestellt. Für Windanlagen mit einer maximalen Höhe von bis zu 10 Metern ist in vielen Bundesländern keine Genehmigung notwendig.
Private Windkraftanlagen im Vergleich zu Photovoltaikanlagen
Wie eingangs erwähnt, macht die Windkraft derzeit in Deutschland bei Weitem den größten Anteil an den erneuerbaren Energien aus und leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Für Privatpersonen schneiden Windkraftanlagen im Vergleich zu Photovoltaikanlagen jedoch deutlich schlechter ab. Die Gründe:
- Im Gegensatz zu PV-Anlagen, die leise und nahezu ohne Einfluss auf die Umgebung Strom produzieren, verursachen Windkraftanlagen Vibrationen, Lärm, Verschattungen oder – wegen Lichtreflexionen auf den Rotorblättern – auch Blendungen.
- Die Lebensdauer von Windkraftanlagen ist ungewiss, während man bei modernen Solarmodulen von mindestens 20 Jahren ausgeht.
- Der Marktanteil für private Windräder ist gering, sodass wenig in die Forschung investiert wird, um den Wirkungsgrad zu verbessern – anders als bei privaten Photovoltaikanlagen.
- Je nach Höhe der Anlage muss für private Windkraftanlagen ggf. eine Baugenehmigung eingeholt werden, was bei PV-Anlagen in der Regel nicht der Fall ist.
- Der Großteil aller privaten PV-Anlagen kann selbst an nicht idealen Standorten wirtschaftlich betrieben werden. Das ist bei privaten Windkraftanlagen nicht gegeben.
FAQs Private Kleinwindkraftanlagen
Ja. Wenn Sie eine Höhe von 10 Metern nicht überschreiten, ist in vielen Bundesländern auch keine baurechtliche Genehmigung erforderlich. Es empfiehlt sich aber, vor Errichtung das zuständige Bauamt und die Nachbarn über das geplante Vorhaben zu informieren.
Auch wird der Begriff Höhe unterschiedliche ausgelegt. Häufig ist auch in den lokalen Bebauungsplänen festgelegt, was geht und was nicht.
Nein, vorausgesetzt sie sind nicht höher als 10 Meter. Allerdings müssen die Windkraftanlagen, wenn sie ins öffentliche Netz einspeichern, beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur angemeldet werden.
Das ist selbstverständlich von der Leistung der Anlage und von den erforderlichen Baumaßnahmen abhängig. Je nach Anlagengröße liegen die Preise zwischen 3.000 und 10.000 Euro pro Kilowatt Nennleistung. (Quelle)
Eine 5 kW-Kleinwindkraftanlage kann einen wesentlichen Anteil zur Stromversorgung eines Haushaltes liefern, anders als viele Angebote aus dem Internet. Die sind nämlich häufig völlig unterdimensioniert und daher so günstig. Zum Vergleich: Die 5kW-Mini-Windanlage hat einen Rotor mit 4 m Durchmesser und kostet zwischen 15.000 und 20.000 €.
Das ist selbstverständlich von der Größe und der Nennleistung abhängig. Geht man davon aus, dass ein kleines 1 kW-Windrad mit einem Durchmesser von ca. einem Meter bereits über 1.000 Euro kostet und die Nennleistung nur bei Idealbedingungen erreicht werden, lohnt sich die Investition kaum. Als Alleinversorgung, d.h. ohne Anschluss an das öffentliche Netz, kann die Mini-Windanlage nur für kleine Verbraucher wie die Beleuchtung ausreichend Energie liefern. Ohne einen Speicher lassen sich größere Verbraucher wie Herd oder Kühlschrank damit nicht betreiben.
1.000 kWh pro Jahr pro kW-Nennleistung sind an einem guten Standort zu erreichen. Welche Größe genau gewählt werden muss, ist von vielen Faktoren abhängig. Für jede Region in Deutschland gibt es einen sogenannten Energie- oder Windatlas, der aufzeigt, in welcher Höhe der Wind wie schnell weht. Die Leistung des Mini-Windrades wächst mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit, diese ist also von essentieller Bedeutung und damit auch die Höhe der Anlage. Ebenfalls wichtig ist der Rotordurchmesser – wird der verdoppelt, vervierfacht sich die Leistung. Selbstverständlich steigen die Kosten mit Höhe der Anlage und größerem Rotor. Hier ist abzuwägen, was wirtschaftlich sinnvoll ist.
Die derzeitige Vergütung liegt bei etwa 6 Cent pro eingespeister kWh.
Nein, vorausgesetzt sie sind nicht höher als 10 Meter. Allerdings müssen die Windkraftanlagen, wenn sie ins öffentliche Netz einspeichern, beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur angemeldet werden.