Energetische Optimierung: Sinnvolle Maßnahmen über die Sanierung hinaus

Die Fassade sowie das Dach durch Dämmungen und passende Türen/Fenster auf adäquate Wärmedurchgangskoeffizienten zu bringen, gehört zusammen mit dem Einbau einer modernen Heizungsanlage und Photovoltaik zu den wichtigsten Sanierungsmaßnahmen. Allerdings lässt sich jenseits davon im Haus noch viel mehr tun. Weitere wichtige Möglichkeiten zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
    Energetische Sanierung - Dämmung

    Bei der Energiewende werden fossile durch erneuerbare Energien ersetzt. Doch das ist nicht alles, was Hausbesitzer:innen tun können. Mindestens ebenso wichtig ist es, den Energieverbrauch durch Optimierung zu reduzieren. Alle Maßnahmen zur energetischen Optimierung von Gebäuden stützen sich auf drei Säulen:

    • Nachhaltige Erzeugung der Wärmeenergie
    • Möglichst viel Eigenenergieerzeugung und -verbrauch
    • Minimale Energieverbräuche und -verluste insgesamt

    Die Dämmung von Dach und Außenhülle sowie die Installation von Photovoltaik oder Solarthermie und die Verwendung möglichst nachhaltiger Heizungen sind deshalb die mit Abstand wichtigsten, da wirkungsvollsten Schritte. Damit lässt sich letztlich beinahe jedes Gebäude auf ein hinreichendes Niveau hinsichtlich Energetik und Nachhaltigkeit bringen.

    Doch war es das damit? Keinesfalls. Im Haus selbst lassen sich an vielen Stellen weitere Optimierungsmaßnahmen durchführen, um Strom-, Wasser- und Heizenergieverbräuche weiter zu reduzieren. Möglichkeiten gibt es viele, eine professionelle Energieberatung zeigt hier Potentiale auf. 

    1. Dämmung von Kellerdecken

    Deutschland ist ein Land des sehr alten Gebäudebestandes. Insbesondere Einfamilienhäuser vor den 1970ern wurden zudem häufig mit einem unbeheizten Keller errichtet; oftmals sogar mit Naturboden. Solche Keller in moderne, beheizte Untergeschosse umzuwandeln, kann sich als sehr kostspielig erweisen. Denn nur umfassende Maßnahmen verhindern nachträgliche Feuchteschäden. Es genügt also vielfach keinesfalls, Kellerfenster zu installieren und Betonestrich auf den Naturboden zu gießen – dieser Fehler wurde früher häufig begangen und sorgte für schwerste Schäden an der Bausubstanz.

    Dennoch wäre es energetisch falsch, derartige Keller völlig unangetastet zu lassen. Insbesondere, um die anderweitig gutgedämmte Gebäudehülle nach unten zu verschließen, bietet es sich an, die Kellerdecke zu dämmen. Dazu ist es lediglich nötig, diese mit Dämmplatten mit einem zur restlichen Gebäudehülle passenden Wärmedurchgangskoeffizienten zu bekleben – eine typische Heimwerkertätigkeit.

    Bei innenliegenden Kellerzugängen sollte dabei jedoch keinesfalls das Treppenhaus vergessen werden: Die Innenseite der Kellertür sowie die Unterseite ins erste Stockwerk führender Treppen sollten unbedingt ähnlich gedämmt werden.

    2. Anschaffung sparsamerer elektrischer Großgeräte

    Speziell in Küche und Bad beziehungsweise Hauswirtschaftsraum arbeiten mehrere Geräte, die mit den größten Einzelstromverbrauch des Hauses aufweisen. Namentlich vor allem Herd, Spülmaschine, Kühl- und Gefrierschränke, dazu Waschmaschine und Wäschetrockner.

    Allein, was die Küche anbelangt, lässt sich deshalb eine umfassende Effizienzoptimierung betreiben, indem Geräte, deren Verbräuche schon bei den Energielabels nach altem Standard nicht sonderlich gut waren, ausgetauscht werden. Die Unterschiede können stark sein und teilweise die dreifache Energiemenge ausmachen.

    Energieeffiziente Geräte einsetzen

    3. Unterteilung von Räumen

    Viele Gebäude unterschiedlicher Epochen wurden auf eine Weise errichtet, die im Inneren mit wenigen Zwischenwänden auskommt. Das sorgt für großzügige Offenheit, lässt das Haus von innen größer wirken und gestattet eine umfassendere Nutzung des Tageslichts.

    Aus energetischer Sicht sind derartige offene Raumgestaltungen jedoch nachteilig. Das gilt selbst dann, wenn die Gebäudehülle effektiv gedämmt ist. Der Grund dafür: Die nötige Energie, um einen Raum zu erwärmen, zu kühlen und auf diesem Temperaturniveau zu halten, steigt mit seinem Volumen stark an.

    Anders formuliert: Ein kleines Zimmer ist schneller und sparsamer beheizt als ein Raum, der vielleicht das ganze Stockwerk abzüglich des Treppenhauses umfasst.

    Tatsächlich lässt sich diesbezüglich ohne tiefgreifende Sanierungsarbeiten einiges tun. Nicht nur generell durch Trockenbaumaßnahmen, sondern solche, die mit metallischen Schienen und Click-Systemen speziell konzipiert wurden, um rasch und reibungslos nachträglich integriert zu werden.

    Werden diese Wände hohl gestaltet und mit entsprechenden Dämmmaterialien befüllt, lässt sich eine energetisch sehr effektive Unterteilung von Bestandsgebäuden erzielen. Neben der reinen Energetik hat das noch weitere Vorteile:

    • Es wird möglich, die Räume je nach Nutzung unterschiedlich zu beheizen. Dadurch kann der Gesamtenergieverbrauch reduziert werden.
    • Der bei offenen Raumgestaltungen oft drängende Mangel an Wandflächen für Schränke und ähnliche Staumöglichkeiten wird behoben.
    • Wenn die Räume zwischen Boden und Decke renoviert werden sollen, sind aufgrund der geringeren Fläche deutlich weniger Aufwand und Kosten erforderlich.

    4. Nutzung von Master-Slave-Steckdosenleisten

    Allgemein bekannt sein dürfte, wie viel Strom der Standby-Betrieb von Haushaltsgeräte verbrauchen kann. Andererseits ist es aufwändig, alle davon manuell und vollständig auszuschalten.

    Insbesondere dort, wo sich im Haus viele solcher Geräte auf engem Raum ballen (etwa im Heimbüro oder rings um den Fernseher), können sogenannte Master-Slave-Steckdosenleisten eine Ersparnis und Erleichterung bringen.

    Das Funktionsprinzip ist einfach, aber wirkungsvoll:

    • Das Hauptgerät (etwa ein Fernseher oder PC) wird mit dem „Master“-Anschluss verbunden. Alle zugehörigen Geräte hingegen mit den „Slave“-Verbindungen.
    • Erst, wenn der Master eingeschaltet wird, schaltet die Steckdosenleiste durch und versorgt alle Slaves ebenfalls mit Strom. Beim Ausschalten funktioniert es umgekehrt.

    In der Praxis bedeutet das, es ist nur nötig, das Master-Gerät vollständig auszuschalten. Alle Slaves werden dann automatisch gänzlich vom Strom getrennt – und je nachdem selbsttätig eingeschaltet oder in den Standby-Betrieb versetzt.

    5. Moderne Durchlauferhitzer installieren

    In vielen älteren Gebäuden wurden zumindest Teile der Warmwasserbereitung (etwa in der Küche) aus Kostengründen selbst dann mit Durchlauferhitzern realisiert, wenn eine wasserführende Zentralheizung vorhanden war.

    Auch bei heutigen Sanierungen wird das nicht immer geändert. Denn natürlich bereitet es einen gewissen Aufwand und Kosten, im Zweifelsfall mehrere Räume auf diese Art neu zu verrohren. Selbst Häuser mit moderner Wärmepumpe oder ähnlichen nachgerüsteten nachhaltigen Heizungen setzen deshalb noch auf solche Wassererzeuger.

    Doch sogar, wenn diese energetisch unbedenklich mit Solarstrom betrieben werden, gibt es hier zwei Herausforderungen:

    • Nicht jeder Durchlauferhitzer arbeitet nur dann, wenn Wasser fließt. Einige Geräte (vor allem solche, die nur an 230-Volt angeschlossen sind) operieren alternativ mit einem Vorratstank.
    • Wie viel Energie ein Durchlauferhitzer verbraucht, hängt nicht nur im Höchstmaß von seinem technischen Aufbau ab, sondern ebenso, wie lange er sich schon in Verwendung findet – hauptsächlich bezogen auf Verkalkung und anderen Verschleiß.

    Es empfiehlt sich daher, derartige Bestandsgeräte auszutauschen. Bei 400-Volt-Durchlauferhitzern sind dabei sogenannte vollelektronischen Geräte besonders empfehlenswert. Sie stellen zwar den preislichen Gipfel dar, benötigen aber ebenso ein Minimum an Energie.

    Was hingegen Durchlauferhitzer mit Vorratstank anbelangt, so empfiehlt es sich, diese je nach Einbauort (etwa unter der Küchenzeile) mit einer zusätzlichen Isolation zu versehen. Da die Geräte das Wasser im Behälter meist erhitzen, sobald es eine bestimmte Temperatur unterschreitet, verlängert die zusätzliche Isolierung die Zeit zwischen den Intervallen.

    energetisch optimieren mit modernem Durchlauferhitzer

    6. Abhängen zu hoher Zimmerdecken

    Nicht immer, aber oft genug, wurden Altbauten ursprünglich mit deutlich höheren Decken errichtet, als es seit einigen Jahrzehnten der Fall ist. Heutzutage müssen normgerechte Decken zwischen 2,2 und 2,5 Meter hoch sein. Bei vielen Altbauten sind eher 3,4 Meter die Norm; streckenweise wurden sogar 4,0 Meter konstruiert.

    Was im Kapitel über die Verkleinerung offener Raumgestaltungen über das Raumvolumen geschrieben wurde, gilt hier noch stärker. Denn warme Luft steigt nach oben. Bei derart extremen Deckenhöhen wird deshalb nicht nur viel Raum geheizt, der oberhalb sämtlicher Benutzungen liegt.

    Es dauert außerdem deutlich länger, derartige Zimmer aufzuheizen. Besonders in den Übergangsphasen, wenn nur sporadisch geheizt wird, kann das die Energieverbräuche stark und unnötig ansteigen lassen. Lediglich an heißen Sommertagen sind hohe Decken eine Alternative, weil sich die (zu) warme Luft oberhalb der Bewohner sammelt – jedoch hat selbst dieser Effekt seine Grenzen.

    Aus energetischer Sicht ist das daher sehr sinnvoll, solche Decken mit Trockenbaumaßnahmen abzuhängen. Soll die neue Decke deutlich tiefer als einige wenige Zentimeter liegen, kommen dafür spezielle Systeme mit vielen langgezogenen Drahthaken zum Einsatz.

    Bewohner haben dann zwei Optionen:

    • Die Decke wird vollständig auf eine moderne Höhe von etwa 2,5 Meter abgehängt. Das ist energetisch am besten, jedoch geht der „Altbaucharakter“ darüber verloren.
    • Die Decke wird nicht ganz so tief heruntergezogen. Jedoch werden in den Räumen Deckenventilatoren installiert. Handelt es sich um Geräte mit einstellbarer Drehrichtung, kann auf diese Weise zu hoch aufgestiegene Warmluft nach unten gedrückt werden.
    Energetische Sanierung - Decke abhängen

    7. Verwenden von Spar-Wasserhähnen

    Leitungswasser ist für verschiedene Nutzungen unabdingbar – selbst wenn es bei einer umfassenden Sanierung möglich ist, beispielsweise die Toilettenspülung auf eine Weise zu verrohren, durch die sie hauptsächlich mit aufgefangenem Regenwasser gespeist wird. Vielfach allerdings lassen herkömmliche Wasserhähne und ähnliche Armaturen deutlich mehr Wasser durch, als eigentlich nötig wäre.

    Längst existieren deshalb für die allermeisten manuell justierbaren Wasserentnahmestellen im Haus verschiedene Auf- oder Einsätze. Sie sorgen ungeachtet des vorgewählten Durchflusses für einen tatsächlich geringeren Durchfluss. Bei Aufsätzen für Duschen beispielsweise lässt auf diese Weise der Wasserverbrauch auf etwa die Hälfte reduzieren, ohne anderweitig sein Verhalten verändern zu müssen.

    Da derartige Systeme sehr breit als Nachrüstlösungen angeboten werden, sind sie äußerst interessant für einen umfassenden Einsatz in und ums Haus herum.